Alina Şerban ist Absolventin der Royal Academy of Dramatic Art in London (mit Master-Abschluss), des Programms »Open Arts« der Tisch School of the Arts an der New York University sowie der Nationaluniversität der Theater- und Filmkunst »Ion Luca Caragiale« in Bukarest.

Şerban wurde in einer Roma-Familie in Rumänien geboren und musste harte Widrigkeiten überwinden, um zu ihrem gegenwärtigen Status als Film- und Theaterschauspielerin, Autorin und Regisseurin zu gelangen. Sie ist bekannt als Autorin von und Darstellerin in Stücken mit Botschaften für soziale Gerechtigkeit und Widerstand gegen Rassismus und andere Formen von Diskriminierung.

Alina Şerban wurde nach der Performance von »I Declare at My Own Risk« (›Ich sage auf eigene Gefahr aus‹) in der alternativen Theaterszene Bukarests bekannt. Das Stück, das von der Autobiografie der Schauspielerin inspiriert ist, wurde in mehreren europäischen Ländern aufgeführt, unter anderem in Rumänien, Ungarn, Frankreich und Italien.

Während sie 2013 in London lebte, verfasste Alina Şerban das Stück »Home« (›Heimat‹), das die Geschichte verschiedener Immigrant_innen erzählt, die in Großbritannien nach einem besseren Leben suchen. Das Stück gewann den Rich-Mix-Wettbewerb »Stories of London«.

Im Jahr 2015 spielte sie in Berlin (Deutschland) in »Roma-Sapiens«, einem Stück, das sie mitverfasst hat. Im selben Jahr wurde sie eingeladen, »I Declare at My Own Risk« auf dem Literaturfestival in Stockholm (Schweden) zu präsentieren.

2016 schrieb Alina Şerban »The Great Shame« (›Die große Schande‹) – ein Stück, das sie als Regisseurin inszenierte und in dem sie als Darstellerin agierte. Es erzählt von den fünfhundert Jahren der Sklaverei der Rom_nja in den Ländern Rumäniens. Basierend auf historischen Dokumenten beinhaltet es kaum bekannte Geschichten der Sklaverei.

2017 war sie die Hauptdarstellerin in zwei Spielfilmen; einem deutschen Film sowie in der belgischen Produktion »Seul a mon mariage« (›Nur bei meiner Hochzeit‹).

Die nicht erzählten Geschichten der Rom_nja und die unangenehmen Diskussionen, die wir führen müssen:

Wer erzählt die Geschichte? Wessen Geschichte wird erzählt, und wie wird sie erzählt?

Wie beanspruchen Rom_nja eine Identität? Wie können Rom_nja eine Identität zurückgewinnen, wenn grundlegende Teile ihrer Geschichte nicht erzählt und die Verbindungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart nicht diskutiert werden?

Was sind unsere Geschichten?

Alina Şerbans Lebenserfahrungen als Romni motivierten sie dazu, die Plattform »The Untold Stories« (›Die unerzählten Geschichten‹) zu gründen, die darauf abzielt, das Schweigen zu beenden, das den öffentlichen Raum Rumäniens und Europas in Bezug auf die Geschichte der Roma-Sklaverei in Rumänien und die Vielfalt der nicht repräsentierten Erfahrungen von Rom_nja dominierte.

Auf die schwierigen Zeiten, in denen wir leben – Zeiten, in denen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in Rumänien, in Europa und weltweit zunehmen –, müssen wir mit Kunst und Wissen reagieren. Auf die Marginalisierung der Geschichte der Rom_nja müssen wir antworten, indem wir die Rom_nja und ihre Erfahrungen in den Mittelpunkt stellen. Auf diese Weise können wir zuhören und uns gegenseitig sowie unsere Geschichte und die Geschichten unserer Kulturen kennenlernen.

»Vom Zeitgeist und von den Gesetzen der Humanität beraten, haben einige junge und alte Bojaren Maßnahmen ergriffen, um ihr Land von dem Schandfleck der Sklaverei zu befreien.«
(Mihail Kogălniceanu)