Bronisława Wajs (geborene Zielińska) – bekannt unter dem Pseudonym »Papusza« (›Puppe‹) – wurde am 17. August 1908 in Sitaniec (Polen) geboren. Sie stammte von den Polska Roma ab und war die erste Roma-Dichterin in Polen, welche ihre Gedichte unter ihrem eigenen Namen veröffentlichte. Vor dem Zweiten Weltkrieg zog sie mit ihrer Gruppe durch die heutige Westukraine. Sie lernte autodidaktisch lesen und schreiben. Vermutlich mit 19 Jahren heiratete sie den Bruder ihres Stiefvaters − den Harfenisten Dionizy Wajs. Da sie keine Kinder bekommen konnte, adoptierte sie einen Jungen, dem sie den Namen Tarzan gab. Während des Zweiten Weltkrieges versteckte sich ihre Gruppe in den Wäldern von Wolhynien, was die Künstlerin im Werk »Ratfale jasfa« (»Blutige Tränen«) beschrieben hat. Nach dem Krieg zog sie mit ihrer Gruppe in den Westen Polens, zuerst nach Pommern, danach nach Żagań und Gorzów Wielkopolski, wo sie sich niederließ.

In der zweiten Hälfte der 1940er Jahre schloss sich der Schriftsteller und Folklorist Jerzy Ficowski Papuszas Gruppe an. Er verfasste drei Bücher über die Kultur der Roma in Polen. Außerdem bewegte er Papusza dazu, ihre Verse aufzuschreiben. Er übersetzte sie ins Polnische und veröffentlichte drei Gedichtbände − der erste, »Pieśni Papuszy – Papušakre gila« (›Papuszas Lieder‹, 1956), umfasst Verse auf Polnisch und Romani. Papuszas Werke erschienen in Kultur- und Literaturzeitschriften. 2011 erschien eine deutsche Übersetzung ihrer Lyrik teilweise in Auszügen, übersetzt und herausgegeben von Karin Wolff. Papuszas Talent, ihre liedhafte Dichtung und ihre Naturbeschreibungen sowie ihre poetische Sensibilität wurden sehr geschätzt.

Papuszas Karriere überschnitt sich mit dem durch die kommunistische Regierung in den 1950er Jahren initiierten Assimilierungsprogramm für Roma. 1962 trat sie dem Schriftstellerverband bei. Sie gewann viele Preise und erhielt Stipendien des Ministeriums. Ihr künstlerisches Schaffen stieß bei Rom_nja jedoch auf Ablehnung. Ihre Zusammenarbeit mit Ficowski wurde als Verrat angesehen und führte zu ihrem Ausschluss aus der Roma-Gemeinschaft. Papusza erlitt einen psychischen Zusammenbruch und hielt sich mehrmals in Nervenkliniken auf. Sie starb am 8. Februar 1987 in Inowrocław.

Werke

Wajs, Bronisława [Papusza]. 1956. [Pieśni Papuszy – Papušakre gila]. Wiersze w języku cygańskim. Transl. Jerzy Ficowski. Warszawa, Wrocław: Wydawnictwo im. Ossolińskich.

Wajs, Bronisława [Papusza]. 1972. Pieśni mówione. Transl. Jerzy Ficowski. Łódź: Wydawnictwo Łódzkie.

Wajs, Bronisława [Papusza]. 1990. [Lesie, ojcze mój]. Transl. Jerzy Ficowski. Warszawa: Czytelnik.

Wolff, Karin (Hg.). 2011. [Papuszas gesprochene Lieder]. Ausgewählt und übertragen von Karin Wolff. Frankfurt/Oder: Kleist Museum.

Weiterführende Literatur

Bończuk, Leszek. 1996. Papusza czyli wolność tajemna. Gorzów Wielkopolski: Wydawnictwo Rolland.

Bronisława Wajs – Papusza. Biografia i dziedzictwo. 2017. Hg. Dariusz A. Rymar. Gorzów Wielkopolski: Archiwum Państwowe w Gorzowie Wielkopolskim.

Bronisława Wajs – Papusza: Biografie: https://perma.cc/GQJ8-BPMT [= http://culture.pl/pl/tworca/papusza-bronislawa-wajs].

Ficowski, Jerzy. Literatura ludowa i poetka cygańska Papusza. In: Cyganie w Polsce. Dzieje i obyczaje. Warszawa: Wydawnictwo Interpress 1989, 91–105.

Ficowski, Jerzy. 1965. Papusza. In: Cyganie na polskich drogach. Kraków: Wydawnictwo Literackie, 252–278.

Ficowski, Jerzy. 1986. Falorykta. In: Demony cudzego strachu. Warszawa: Ludowa Spółdzielnia Wydawnicza, 208–262.

Kamińska, Krystyna. 1992. Papusza czyli wielka tajemnica. Nachwort Krystyna Kamińska. Gorzów Wielkopolski: Gorzowska Oficyna Wydawnicza.

Kledzik, Emilia. 2013. Recording an Oral Message. Jerzy Ficowski and Papusza’s Poetic Project in the Postcolonial Perspective. »Rocznik Komparatystyczny« 2013/4, 207–234.

Kovacheva, Adriana. 2012. Bronisława Wajs Papusza [Stichwort]. In: Wielkopolski Alfabet Pisarek, Poznań: WBPiCAK, 215–231.

Kuźniak, Angelika. 2013. Papusza. Wołowiec: Czarne.

Machowska, Magdalena. 2011. Bronisława Wajs – Papusza. Między biografią a legendą. Kraków: Nomos.

Szott, Mirosława. 2016. Pieśni Papuszy w perspektywie geo- i etnopoetyki. »Konteksty Kultury« 2016/13, 469–486.