Institutionelle Theater

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Igor Krykunov und Daniela Mitrović

Das Romance Theater

»Romance«, das erste und einzige professionelle nationale Theater der Rom_nja in der Ukraine wurde 1994 gegründet. Es zeigt in seinem Repertoire klassische Romanzen, Musikdramen und nationale Folklore. Nur die besten und originellsten Beispiele des Roma-Theater und der Roma-Musikkultur wurden dem Publikum auf der ganzen Welt, von Amerika bis Israel, präsentiert.

Die Darsteller_innen des Theaters haben außerhalb ihres Engagements in mehr als 15 Rollen in Musicals und Filmen mitgespielt, darunter »Tsyganka Aya«, »Gory Dymiat«, »Chardash Monti«, »Nazar Stodolia« und »Bukhta Smerti«. Dabei wurde ein reicher Schatz an Erfahrungen gesammelt. Bis 2003 wurde das Theater vom Staat betrieben. Jetzt wird es privat geführt.

Das Theater »Romance« ist das kreative und geistig stimulierende Zentrum, in dem sich die hochprofessionellen Vertreter_innen der Roma-Kunst vereint haben, die für ihre Leistungen und Erfolge in vielen Ländern der Welt bekannt sind. In Zusammenarbeit mit Kunstagenturen aus der Ukraine und dem Ausland legt das Theater seinen Schwerpunkt auf die Produktion sowie auf die ästhetische Entwicklung und die berufliche Bildung talentierter Roma-Jugendlicher.

Das gesamte Theater wie auch Igor Krikunov persönlich wurden mit Preisen »für die Vermehrung des Guten und des Friedens auf der Erde« ausgezeichnet.

An ihrem zehnten Jahrestag gründeten sie auf der Hauptbühne des »Nationalen Palasts der Künste Ukrajina« in Kiew den Orden der Roma-Freundschaft »Amala«, mit dem berühmte Persönlichkeiten für ihre großen Beiträge zur Erhaltung des kulturellen Erbes der Rom_nja ausgezeichnet werden.

Die musikalischen Aufführungen des Theaters stellen eine ungewöhnliche Annäherung an die klassische Literatur aus Sicht der Rom_nja dar. Der mit dem Titel »Volkskünstler der Ukraine« ausgezeichnete Igor Krikunov ist nicht nur auf seine Nationalität stolz, sondern auch darauf, dass die Roma-Kultur zu jeder Zeit enormen Einfluss auf die kreative Arbeit großer Menschen hatte: auf Alexander Sergejewitsch Puschkin, Nikolai Semjonowitsch Leskow, Niccolò Paganini, Leo Tolstoi, Alexander Iwanowitsch Kuprin, Staritsky, Federico García Lorca, Franz Liszt ...

»The Gypsy Muse« (›Die Muse der Zigeuner‹) von Lina Kostenko

»The Gypsy Muse« von Lina Kostenko basiert auf der realen Lebensgeschichte der Roma-Dichterin »Papusza« (siehe: Bronisława Wajs), die Mitte des 20. Jahrhunderts in Polen lebte. Igor Krikunov, der das Gedicht als die »Zigeunerbibel« ansieht, stellt die Verzweiflung und den Aufstieg einer konkreten Arbeiterin dar, die die Beziehungen eines Menschen zu seiner Gemeinschaft infrage stellt. Die weibliche Hauptfigur Papusza ist über das ihr entgegengebrachte Unverständnis, die Demütigungen der einheimischen Bevölkerung, den Schmerz der Verwünschungen und die Hoffnungslosigkeit ihrer Vertreibung hinausgewachsen. Sie könnte überall auf der Welt sagen: »Ich gehöre zu meinem Volk, das mich zum Schmerz, zur Stumpfheit verdammt hat! Ich liebe seine Lieder, seine Trauer und Schönheit! Und ich hasse seine endlose Dunkelheit!«

»The Legend of a Violin« (›Die Legende einer Geige‹) von Igor Krikunov

Der Direktor Igor Krikunov schreibt: »Es ist eine historische Tatsache, dass der Rom das kreative Werk von Niccolò Paganini stark beeinflusst hat. Meine Hauptfigur will die letzten Stunden seines Lebens (wenn auch in der Phantasie) mit jemandem verbringen, der ›seine‹ zerbrechliche Welt nicht zerstört und zerquetscht. Der große Maestro Paganini, seine Liebe, seine geheimnisvolle Seele, seine Musik ist meine Hauptfigur. Und auch meine als Regisseur. Weil die Absurdität der umgebenden Welt, ihre Krankheit, einen Menschen manchmal dazu bringt, in die Welt der Imagination zu fliehen und die Welt darin zu schätzen. Die Welt der Musik Paganinis und die Welt der Musik meines Volkes sind eng miteinander verbunden – durch die Geige! Deren Legende findet sich in meiner Performance.«

»The Ode to Romance« (›Die Ode an die Romanze‹) von Igor Krikunov

Der Autor der Idee und der Leiter der Produktion Igor Krikunov schreibt:

»Wenn man die Geschichte der Romanze studiert, wird man Zeuge der Tatsache, dass alle großen Klassiker der Literatur, Dichter_innen und Musiker_innen, ihre Meisterwerke unter dem Einfluss der Romanze geschaffen haben ... Die Grundidee ist, dem modernen ›billigen Pop‹ das hochpoetische Wort und die Musik entgegenzusetzen und auch die Romanze in die Herzen des modernen Publikums zu bringen.«

Das Konzertprogramm der Künstler_innen ist ein ungewöhnliches Festival für diejenigen, die Roma-Geigen und -Gitarren sowie mitreißende Roma-Tänze und die Kunst der ewigen Romanzen lieben. Die sparsame und ehrfürchtige Organisatorin dieses Programms ist die Künstlerin Liudmila Krikunova.

»Amala« (Freunde) – das internationale Festival der Roma-Kunst in der Ukraine

Das internationale Festival der Roma-kunst in der Ukraine »Amala« wurde im Jahr 2000 vom Roma-Theater »Romance« und von dessen Leiter, dem Volkskünstler der Ukraine, Igor Krikunov gegründet – mit Unterstützung der Kultur- und Kunstdirektion der Stadtverwaltung von Kiew sowie des Kultusministeriums der Ukraine und des internationalen Fonds »Vozrozhdenie«.

Das erste Festival »Amala-2000«, das in der Hauptstadt der Ukraine stattfand, hat Mitglieder und Gäste aus zwölf Ländern versammelt; aus Russland, Mazedonien, Slowenien, Tschechien, Bulgarien, Spanien, Moldawien, Indien, Jugoslawien ... Die professionellen Kollektive und Performer_innen, mit denen das Theater auf den internationalen Festivals in Europa Bekanntschaft machte, repräsentierten die Roma-Kunst verschiedener Landesteile und Regionen, verschiedener Genres und Stilrichtungen der Ukraine.

Dank der Organisator_innen des Festivals konnte das ukrainische Publikum die kreative Arbeit einzigartiger internationaler Darsteller_innen und Ensembles kennenlernen: die Gruppe »Romano Rat«, Ida Kelarova (Tschechien), »Amala« (Ukraine), »Traia Brizani« (Slowenien), »Neve Roma« (Bulgarien), das »Novkovych-Orchester« (Jugoslawien), »Suit Ispanol« (Spanien), das Theater »Romen« (Russland), Raisa Udovikova (Norwegen) und viele andere.

Am 12. und 13. September 2008 fand in Kiew durch die Unterstützung des Ministeriums für Kultur und Tourismus der Ukraine und der Hauptverwaltung für Kultur und Kunst der Stadtverwaltung Kiew das achte internationale Festival der Roma-Kunst »Amala-2008« statt.

Im Rahmen des Festivals fanden Konzertauftritte von Ensemblemitglidern aus der Ukraine, Russland, Irland und Frankreich statt; außerdem gab es den »Runden Tisch« und die Pressekonferenz mit Beteiligung der Leiter der Kreativteams und öffentlicher Roma-Organisationen.

Obwohl das Festival in einem mit 500 Plätzen ausgestatteten Konzertsaal stattfand, nahmen etwa 150 Teilnehmer_innen und mehr als 2.000 Zuschauer_innen daran teil.

Die Kunst der einzigartigen Roma-Kollektive und -Performer_innen – »Loyko« von Sergey Erdenko, »Russka Roma« von Igor Sakizchi, »Arbat« von Jan Mary Ros, »Sandzhary«, die Ivantsovy, die Dynastie Chukalenko und das Theater »Romance« – haben die Herzen der dankbaren Zuschauer_innen gewonnen.

Traditionell wurde auf dem Festival der Orden der Roma-Freundschaft »Amala« »für den würdigen Beitrag zur Entwicklung der Roma-kultur« verliehen – im Jahr 2008 an Aleksandr Chukalenko, den Gründer der Roma-Dynastie Chukalenko, dessen gleichnamiger Sohn Aleksandr und dessen Enkelin Elena dem ukrainischen Publikum durch viele musikalische Fernsehprojekte bekannt sind.

Zum neunten Mal erklang auf der Bühne die Hymne des Festivals »Amala«, geschrieben vom Roma-Dichter Mikhail Kozimirenko, von Baron Aleksandr Chukalenko (dem Jüngeren) und vom berühmten Produzenten Dmitriy Klimashenko.

Das Festival endete mit dem traditionellen Unterhaltungsprogramm, bei dem sich alle Teilnehmer_innen offen und freundschaftlich begegneten und einstimmig den Organisator_innen und dem Gründer des Festivals Igor Krikunov ihren Dank aussprachen.

Der Zweck des Festivals, das vom einzigen staatlichen Roma-Theater in der Ukraine »Romance« und der öffentlichen Organisation der »nationalen und kulturellen Einheit Amala« veranstaltet worden war, wurde erreicht.

Das Festival »Amala« nähert sich seiner achtzehnten Ausgabe und freut sich darauf, weitere interessante neue Ensembles und Darsteller_innen kennenzulernen, deren Talent und Professionalität »auf dem Altar der internationalen Roma-Kunst« liegen.

Rights held by: Igor Krykunov — Daniela Mitrović (text) — Michael Baute (translation) | Licensed by: Igor Krykunov — Daniela Mitrović (text) — Michael Baute (translation) | Licensed under: CC-BY-NC-ND 4.0 International | Provided by: RomArchive