Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma

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Erika Thurner

Roma-Bewegung in Österreich – Die langen Schatten der Vergangenheit

Abstract

Zwischen 1989 und 1991 formierten sich erste Roma-Eigenorganisationen. Aber erst die schrecklichen Ereignisse vom 4. Februar 1995 in Oberwart – die Ermordung von vier Roma durch eine Rohrbombe – machten plötzlich landesweit auf diese Bevölkerungsgruppe aufmerksam. Zuvor waren Rom_nja in Österreich, und zwar Burgenland-Roma, Sinti, Lovara und Kalderash, eine »unsichtbare« Minderheit.

Während in anderen (europäischen) Ländern schon viel früher Vereine von Roma und Sinti auf sich aufmerksam machten, gab es in Österreich nur wenige Roma und Sinti, die sich offen zu ihrer Identität bekannten. Sie stießen selten auf Verständnis und wurden zumeist mit Ausreden abgefertigt. Die Beharrlichkeit einiger dieser Einzelkämpfer_innen bewirkte aber, dass sich nach und nach eine kleine Sympathisanten- und Unterstützungsbewegung in der Mehrheitsgesellschaft formierte.

Gemeinsam und parallel bemühten sich gesellschaftskritische Menschen – Wissenschaftler_innen und Sozialarbeiter_innen, Angehörige neu entstandener Bewegungen und Parteien –, den NS-Holocaust öffentlich zu machen und Entschädigungen zu fordern.

Vorzeigbare Tätigkeiten sowie die Existenz von Eigenorganisationen, wie der » Verein Roma Oberwart«, der »Kulturverein österreichischer Roma« und »Romano Centro«, bildeten unverzichtbare Voraussetzungen für das wichtigste Ziel der jungen Roma-Bewegung: die Anerkennung als ethnisch-sprachliche Minderheit, als sechste österreichische Volksgruppe. Die volksgruppenrechtliche Anerkennung erfolgte am 16. Dezember 1993. Allerdings wurde der im Volksgruppengesetz verbriefte Minderheitenschutz sowie der rechtliche Status – Schutz, Förderung und Erhalt von Kultur und Sprachen – nur den autochthonen, seit Generationen in Österreich lebenden Rom_nja zuerkannt.

Die österreichische Roma-Bewegung hat in den fast 30 Jahren ihres Bestandes viel bewirkt. Erwartungen werden in die junge Roma-Generation gesetzt, die – aufgrund besserer Bildungsausstattung – identitäts- und selbstbewusst der Volksgruppe Bestand und Zukunft ermöglichen soll.