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Petra Gelbart

Das Teatr Romen in Moskau

1931 gegründet, ist das Moskauer Teatr Romen heute eine Institution, die Spuren ganz unterschiedlicher kultureller und politischer Anliegen trägt.

Geschichte

Vor der Gründung des Theaters lagen an speziellem Repertoire bereits eine Operette auf Romanes, eigene Volkslieder sowie Romanes-Übertragungen russischer Musik vor. Von seinen ersten Anfängen bis zu seinen heutigen Programmen knüpft das Teatr Romen an die Tradition der Roma-Chöre an, die im 18. und 19. Jahrhundert von Adligen in Russland gefördert wurden. Das Theater selbst war allerdings ein sehr sozialistisches Projekt.

Seit seiner Gründung ist das Teatr Romen geprägt von romantisierenden oder gar exotisierenden Darstellungen von Roma-Lebenswelten. Auf der visuellen Ebene herrscht kunstvoller und stark stilisierter Frauentanz vor, zusätzlich zu perkussiven Tanzschritten beider Geschlechter. Schauspiel, Gesang und Musik sind oft mit viel Pathos aufgeladen.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gehörten viele der Theaterschaffenden am Teatr Romen der kulturellen und literarischen Avantgarde der Rom_nja in Russland an.

Intellektuelles Milieu

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gehörten viele der Theaterschaffenden am Teatr Romen der kulturellen und literarischen Avantgarde der Rom_nja in Russland an. Zwar liegt der Schwerpunkt des Programms heute nach wie vor auf Bühnenstücken und anderen Aufführungen im melodramatischen Stil, doch das Teatr Romen sieht sich auch einem Bildungsauftrag verpflichtet.

Zum Beispiel bietet es Führungen an, bei denen sich Besucher_innen über die historischen Zusammenhänge informieren können, in denen das Theater steht. Die Beschreibung dieser Führungen auf der Website des Theaters verspricht eine Geschichtsstunde:

»Die Popularität der Roma-Chorkunst im Zentrum der kreativen Intelligenzija in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts [...] Professionelle Chor-Ensembles sesshafter Moskauer Rom_nja; das Aufkommen von Schauspielerdynastien um die Wende zum 20. Jahrhundert. [...] Die Idee zur Gründung des Indo-Roma-Theaterensembles; die Geburt des Teatr Romen am 16. Dezember 1931. Geschichte und Entwicklung des Theaters.«

Internationale Wirkung

Die Musik- und Tanzstile, die am Teatr Romen zur Vollendung gebracht wurden, gewannen große Popularität durch den Film »Tabor uchodit w nebo« aus dem Jahr 1975; in der DDR erschien er unter dem Titel »Das Zigeunerlager zieht in den Himmel«, in der Bundesrepublik als »Wenn die Zigeuner ziehen«.

Durch solche kulturelle Verbreitung, aber auch durch die Emigration russischer Rom_nja hatte das Repertoire des Teatr Romen weitreichenden Einfluss auf Roma-Theaterbühnen in diversen Ländern.

Das Ensemble Stringo aus Kasachstan spielt »Vengerka«, einen Klassiker des Teatr Romen.

Rights held by: Stringo (performance) — Zuzana Jurková (recording) | Licensed by: Slovo 21 | Licensed under: CC-BY-NC-ND 4.0 International | Provided by: Slovo 21 – NGO (Prague/Czech Republic) | More at: Khamoro - World Roma Festival / Slovo 21

Das international bekannte Lied »Andro verdan« in einer Interpretation der Gruppe Gelem.

Rights held by: Vadim Kolpakov & Gelem (performance) — Zuzana Jurková (recording) | Licensed by: Slovo 21 | Licensed under: CC-BY-NC-ND 4.0 International | Provided by: Slovo 21 – NGO (Prague/Czech Republic) | More at: Khamoro - World Roma Festival / Slovo 21

Die Lieder im Repertoire des Teatr Romen werden oft auf Romanes gesungen oder in einer Mischung aus russisch und Romanes; allerdings werden auch russische Romanzen und andere russische Lieder zum Besten gegeben. Hier führt das in Norwegen gegründete Ensemble Raya and Her Gypsy Legacy ein Lied in russischer Sprache auf.

Raya | Raya | Music clip | Tschechische Republik | 1. Januar 2003 | mus_11083 Rights held by: Raya and Her Gypsy Legacy (performance) — Zuzana Jurková (recording) | Licensed by: Slovo 21 | Licensed under: CC-BY-NC-ND 4.0 International | Provided by: Slovo 21 – NGO (Prague/Czech Republic) | More at: Khamoro - World Roma Festival / Slovo 21

Rights held by: Petra Gelbart (text) — Michael Ebmeyer (translation) | Licensed by: Petra Gelbart (text) — Michael Ebmeyer (translation) | Licensed under: CC-BY-NC 3.0 Germany | Provided by: RomArchive