Der ungarische Soziologe Dr. István Kemény begann 1947/48 als Mitglied des Forschungsinstituts Pál Teleki. Im Anschluss arbeitete er neun Jahre als Oberschullehrer. 1957 wurde er für zwei Jahre in Haft gesetzt. Zwischen 1959 und 1961 war er als Übersetzer tätig.

Als Mitglied des Instituts für Soziologie an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (1970–73) legte er 1971 die erste repräsentative soziologische Studie über die ungarischen Rom_nja vor. 1973 erhielt er Publikationsverbot und führte dann bis 1976 seine Arbeit freiberuflich fort.

1977 emigrierte er nach Paris, Frankreich. Dort arbeitete er für die Fondation Maison des Sciences de l’Homme (1978–81) und für die École des Hautes Études en Sciences Sociales (1983–90). Zudem war er Herausgeber der »Magyar Füzetek« (›Ungarischen Hefte‹).

1994 erlangte er die Doktorwürde in Soziologie. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit der Imre-Nagy-Gedenkmedaille (1994), dem Ferenc-Deák-Preis (2003) und dem Széchenyi-Preis (2003).

István Kemény ist es zu verdanken, dass seit den späten 1960er Jahren in Ungarn überhaupt wissenschaftliche Forschung zu den Rom_nja und zur Armut betrieben wurde. Seine Arbeit war im damaligen politischen System nicht gern gesehen weshalb er für 13 Jahre ins Exil gehen musste.

Nach seiner Rückkehr nach Ungarn führte er seine Studien zu den Lebensbedingungen der Rom_nja fort. Auf der Grundlage seiner Forschung gab er sozialpolitische Empfehlungen aus und setzte sich für eine stärkere Präsenz von Rom_nja in der Erwachsenenbildung ein.