Fatma Heinschink (geborene Zambaklı) wurde am 6. März 1948 in Izmir in der Türkei geboren. Sie starb am 4. August 2017 in Wien, Österreich. Ihre Eltern und weiteren Vorfahr_innen waren Korbflechter-Roma (Sevlengere Roma) aus der Umgebung von Saloniki, das bis 1913 Teil des Osmanischen Reiches war. In den1920er Jahren emigrierten viele dieser Familien, so auch Fatma Heinschinks Großeltern, in die neu entstandene Türkei Kemal Atatürks und erreichten schließlich Izmir und die Dörfer der Umgebung. Die in Griechenland verbliebenen Familien, darunter Verwandte von Fatma Heinschink, siedelten sich zum Teil in Volos an.

Da sie sich nach dem frühen Tod der Mutter um die Kinder ihrer berufstätigen Geschwister kümmern musste, konnte Fatma Heinschink nicht zur Schule gehen und brachte sich selbst türkisch lesen und schreiben bei. Begeistert lauschte sie allen Erzählungen, Liedern und Gesprächen der Erwachsenen und eignete sich das oral tradierte Erbe ihrer Familie und des weiteren Verwandten- und Bekanntenkreises in einer beispiellosen Intensität und Gedächtnisleistung an. Nach ihrer Heirat mit Mozes F. Heinschink dokumentierte sie ihr Wissen erzählend in mehr als 100 Aufnahmestunden. Diese Sammlung von Tonaufnahmen umfasst sämtliche der Erzählerin bekannten Lieder, Märchen, lehrreichen Geschichten und biografischen Erzählungen über Mitglieder ihrer Community.

Ab 1983 lebte Fatma Heinschink abwechselnd in Wien und Izmir. Sie sprach als eine der wenigen aus ihrer ehemals großen Sprechergemeinschaft der Izmirer Korbflechter_innen (den Sepečides, von türkisch sepetçi, »Korbflechter«) noch hochkompetent die Romani-Variante ihrer Vorfahr_innen. Dies ist eine der vielen in Südosteuropa gesprochenen und unter dem Begriff »Südbalkan-Dialekte« subsumierten, nicht durch ehemaligen Kontakt mit dem Rumänischen beeinflussten (»Non-Vlach«) Varianten der Romani čhib. Während der letzten 80 bis 90 Jahre war Türkisch die ausschließliche Kontaktsprache der Korbflechter_innen in der Türkei. Es ist in der Zwischenzeit auch Muttersprache der meisten jungen Sepečides von Izmir.