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I čori ketana

Gusztáv Szendrei, Gusztáv Szendrei, Mozes F. Heinschink | I čori ketana | Oral Literature | Wien | 1965 | lit_00035

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I čori ketana
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Gusztáv Szendrei, Gusztáv Szendrei, Mozes F. Heinschink | I čori ketana | Oral Literature | Wien | 1965 | lit_00035
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Synopsis

Ein hungernder armer Soldat gerät in ein unbewohntes Schloss, wo er einen leeren Raum mit einer Bibel entdeckt. Ein schwarzes Mädchen erscheint, befiehlt ihm, in der Bibel zu lesen, und speist ihn. Er bleibt bei guter Verpflegung und Bibellektüre so lange dort, bis er wieder zu Kräften kommt und schließlich imstande ist, eine riesige Kiste zu heben. Er heizt tagelang den Ofen vor, hebt die Kiste ins Feuer und verbrennt diese. Es erweist sich, dass sich darin des Teufels Mutter befand. Als nächstes muss er in dem Raum, in der Bibel lesend, stumm ausharren, selbst wenn er dabei von einem zuvor in Einzelgliedern von der Decke gefallenen Teufel zerhackt und fast verbrannt wird. Er schafft auch dies. Durch das inzwischen zur Hälfte weiß gewordene Mädchen wieder geheilt, übersteht er die Prozedur zweimal. Nun ist ein alter, von einer Hexe verursachter Bann gebrochen. Das Mädchen wird zur Gänze weiß, Schloss und Herrschaft werden erlöst. Der Soldat heiratet das Mädchen und wird zum Herrscher gekrönt.

Petra Cech (2017)

Kontextualisierung

Viele Liebes- und Zaubermärchen haben die Erlösung einer geliebten Person, einer/eines Verwandten oder einer künftigen Ehefrau beziehungsweise eines künftigen Ehemannes zum Thema, wobei die mit der Erlösung verbundenen Leiden und Prüfungen individuell ausgestaltet werden. In der Variante »I čori ketana« (›Der arme Soldat‹) von Gusztáv Szendrei ist der Held ein ausgedienter, einfacher Soldat. Auf seinem beschwerlichen Heimweg gerät dieser ausgezehrt in ein verwunschenes Schloss und muss nach dem Aufbau seiner Kräfte in einer Probe beweisen, dass er für weitere Prüfungen gerüstet ist, um die Bewohnerin, ein Mädchen »ganz schwarz, wie Kohle« (tista kali sas, sar o angar) zu erlösen.

Diese Prüfungen erträgt er mit der Geduld eines altgedienten Soldaten. Die Grundlage seiner erfolgreichen Leidensfähigkeit und Überwindung des Teufels bildet das Lesen der Bibel, das der Erzähler als christliches Motiv einbringt und so das Märchen auf eine religiöse Ebene verlagert. Daher wird der Held zur Prüfung und als Treueprobe den Misshandlungen durch den Teufel ausgesetzt und nicht anderen magischen Mächten. Dagegen ist das Motiv der von der Zimmerdecke herabfallenden Gliedmaßen, die als Ungeheuer oder ähnliches materialisieren, ein allgemein beliebtes Element in Zaubermärchen.

Die Erlösung des Mädchens manifestiert sich in ihren Farben. »Schwarz« ist hierbei, wie in vielen Sprachen der Welt, negativ besetzt und steht für »verflucht«. Zuletzt ist das Mädchen ganz weiß geworden, wobei die Farbe Weiß die blasse Hautfarbe der im verwunschenen Mädchen steckenden »feinen« Prinzessin symbolisiert. Darüber hinaus galt helle Haut, wie manche Erzähler_innen thematisieren, insofern als positiv und erstrebenswert, als ein der Mehrheitsbevölkerung angeglichenes und daher unauffälligeres Aussehen die Chance auf geringere Diskriminierung beziehungsweise nicht von vornherein gänzlich ablehnendes Verhalten seitens der Mehrheitsbevölkerung barg.

Gusztáv Szendrei erzählte die Geschichte »Der arme Soldat« circa 1965 in kleinem Kreis seinen Freunden. Der Erzähler beginnt mit einer poetischen Einleitung: »Te na avlas kadi sunto ratji, či paramiča či phenlas pe, šavale.« (›Gäbe es diesen geheiligten Abend nicht, würde diese Geschichte nicht erzählt, Freunde.‹). Die Zuhörer antworten mit einer Segensformel: »T’ al amenge bachtali, kadi sunto rat!« (›Glücklich soll diese geheiligte Nacht für uns sein!‹) Gemäß dem Höflichkeitskodex der Sprechergemeinschaft erfolgt auch auf diese Segensformel noch eine Antwort: »Amen ka te žutij o sunto Del.« (›Der geheiligte Gott helfe uns.‹) Im weiteren Verlauf nimmt das Publikum bestätigenden Anteil an der Erzählung, fragt nach, oder wiederholt zusammenfassend die letzten Aussagen des Erzählers. Dies signalisiert dem Erzähler, dass das Märchen Gefallen findet und man seiner Erzählung gespannt folgt.

Weiterführende Literatur

Aarne, Antti; Thompson, Stith. 1961. The Types of the Folktale. A Classification and Bibliography (= FF Communications LXXV), Helsinki: Suomalainen Tiedeakatemia.

Cech, Petra; Fennesz-Juhasz, Christiane; Halwachs, Dieter W.; Heinschink, Mozes F. (ed.). 2001. Fern von uns im Traum. Märchen, Erzählungen und Lieder der Lovara / Te na dikhas sunende. Lovarenge paramiči, tertenetura taj gjila. Klagenfurt: Drava Verlag (Transkript und deutsche Übersetzung: pp. 80–91).

Mode, Heinz; Hübschmannová, Milena (ed.). 1983–1985. Zigeunermärchen aus aller Welt. 4 Bände, Leipzig: Insel-Verlag.

Uther, Hans-Jörg. 2004. The Types of International Folktales. A Classification and Bibliography (= FF Communications 85–87), 3 Bände. Helsinki: Academia Scientiarum Fenica.

Petra Cech (2017)

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Details

übersetzer Titel
I ?ori ketana
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I ?ori ketana
Ort
Publikation
1965
Autor_innen
Bibliographische Ebene
Oral Literature
Objektnummer
lit_00035

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