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Duj somnakune raklorrê

Vilma Gábor, Vilma Gábor | Duj somnakune raklorrê | Oral Literature | Budapest | 1969 | lit_00003

Rights held by: Vilma Gábor (work/reading) — Mozes F. Heinschink (recording) | Licensed by: Vilma Gábor (work/reading) — Phonogrammarchiv – Austrian Academy of Sciences | Licensed under: Rights of Use | Provided by: Phonogrammarchiv – Austrian Academy of Sciences (Vienna/Austria) | Archived under: B37076 (excerpt)

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Vilma Gábor, Vilma Gábor | Duj somnakune raklorrê | Oral Literature | Budapest | 1969 | lit_00003
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Synopsis

Drei Schwestern prahlen, was jede leisten wolle, wenn der König sie zur Frau nähme. Die älteste würde aus einem einzigen Kilo Mehl Brot für ein ganzes Heer backen, die zweite mit nur einem Krautkopf das ganze Land versorgen. Die jüngste würde dem König zwei goldene Söhne schenken. Der König nimmt alle drei Schwestern zu sich und heiratet die jüngste, die zwei goldene Knaben zur Welt bringt. Ihre neidischen Schwestern tauschen diese gegen Hundewelpen aus und legen die Neugeborenen in den Kuhstall. Der König, erzürnt über das Versagen seiner Frau, lässt sie blenden und an den Pranger stellen. Jeder Vorbeigehende habe sie anzuspucken. Er selbst heiratet die zweitälteste Schwester.

Da die Kühe sich weigern, die Kinder zu zertreten, werden letztere von den neidischen Schwestern lebendig im Misthaufen begraben. Aus diesem wachsen zwei Bäume. Die zweitälteste Schwester und nun auch (unrechtmäßige) Königin lässt die Bäume fällen und zwei Betten daraus anfertigen. Als König und Königin darin schlafen, unterhalten sich die beiden Betten über ihre Last. Dies hört die Königin und überredet den König, die Betten zu verbrennen. Dabei entweichen zwei Funken durch das Schlüsselloch und werden zu zwei Lämmern. Die Königin lässt diese schlachten und die Eingeweide zubereiten. Allerdings schneidet die Magd versehentlich beim Waschen der Gedärme zwei Stückchen von diesen ab, die im Fluss wegdriften und wieder zu den goldenen Söhnen werden.

Sankt Petrus, von Gott gesandt, bringt ihnen Kleidung, und die goldenen Knaben machen sich auf den Weg zum König. Da sie sich weigern, die Mutter am Pranger zu bespucken, werden sie vor den König gebracht. Diesem erzählen sie ihre Geschichte. Der König befreit seine rechtmäßige Frau und lässt die beiden anderen Schwestern töten.

Petra Cech (2017)

Kontextualisierung

Das Märchen »Duj somnakune raklorrê« (›Zwei goldene Knaben‹) ist ein ursprünglich orientalisches Märchen mit fast globaler Verbreitung. Varianten dieses als »Die drei goldenen Söhne« (AaTh 707) katalogisierten Grundtyps gibt es in Indien, in den persischen Märchen aus 1001 Nacht, in den Volksmärchen Europas, in Nord- und Südamerika und bei Erzähler_innen aus verschiedenen Roma-Gruppen.

Es besteht aus einer Folge von Einzelepisoden, die sich auch in der Variante der Erzählerin Vilma Gábor wiederfinden, zum Beispiel die magischen Transformationen Ermordeter in beseelte Gegenstände (Baum, Bett, Funken). Ein orientalisches Märchenelement ist auch die Bestrafung durch Blendung. In der Ausgestaltung durch Vilma Gábor sind mehrere ungewöhnliche Transformationen miteinander kombiniert. Auch wird das Märchen um eine Episode mit Gott und den Heiligen Petrus erweitert, die in Kontrast zur magischen Thematik steht. Vilma Gábor war tief religiös, in Gesprächen thematisierte sie ihren Glauben und die Hilfe Gottes bei Schicksalsschlägen. Diese Gläubigkeit mag die individuelle Abwandlung der Episodenfolge des Märchens beeinflusst haben.

Der persönliche Stil der Erzählerin manifestiert sich in eingestreuten Wunschformeln an die Zuhörer_innen, wie »čumidav tjo ilo« (wörtlich übersetzt ›Ich küsse dein Herz‹, Tonaufnahme bei Minute 05:12), in persönlicher Anteilnahme am Geschehen, so zum Beispiel »No, de akana xal le e fena, te xal le žungale pheja!« (›Nun, der Teufel soll sie holen, die widerlichen Schwestern!‹ bei Minute 04:16) und in der kunstvollen Einleitungsformel mit persönlichem Bezug auf ihren Großvater (Beginn 00:00 bis Minute 00:28): »Sah pe katar nah pe: Dejšto ljumê, dejšto them, ljumê împêracije ši akolo ši vitezije, kaj marla muro papo le mačhen. Kêren mišto thaj ertin, Romalej! Patjivale manušendar ašundjom la, patjivale manušehke phenav la.« (›Es war und es war nicht: die zehnte Welt, das zehnte Land, ein Königreich und Heldentum, dort, wo mein Großvater Fische fing. Macht es euch bequem und entschuldigt, ihr Rom_nja! Von ehrenwerten Menschen habe ich die Geschichte gehört, und einem ehrenwerten Menschen erzähle ich sie weiter.‹)

Literatur

Aarne, Antti, Thompson, Stith. 1961. The Types of the Folktale. A Classification and Bibliography (= FF Communications LXXV), Helsinki: Suomalainen Tiedeakatemia.

Weiterführende Literatur / Further reading:
Mode, Heinz, Hübschmannová, Milena (Hg.). 1983–1985. Zigeunermärchen aus aller Welt. 4 Bände, Leipzig: Insel-Verlag.

Fennesz-Juhasz, Christiane, Cech, Petra, Halwachs, Dieter, Heinschink, Mozes F. (Hg.). 2003. Die schlaue Romni. Märchen und Lieder der Roma – E bengali Romni, So Roma phenen taj gilaben. Klagenfurt/Celovec: Drava. [Transkript und deutsche Übersetzung: p. 140-153]

Petra Cech (2017)

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Details

Ort
Publikation
1969
Autor_innen
Bibliographische Ebene
Oral Literature
Datensatztyp
single object
Objektnummer
lit_00003

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