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Bahanalie

Dragan Ristic | Bahanalie | Serbien | 2001 | the_30004

Licensed by: Dragan Vasović I Licensed under: CC-BY-NC-ND 4.0 International | Provided by: Dragan Vasović

Dragan Ristic | Bahanalie | Serbien | 2001 | the_30004 Licensed by: Dragan Vasović I Licensed under: CC-BY-NC-ND 4.0 International | Provided by: Dragan Vasović

Credits

Licensed by: Dragan Vasović I Licensed under: CC-BY-NC-ND 4.0 International | Provided by: Dragan Vasović

Synopsis

Als ein zeitgenössisches Film- und Literaturwerk aus dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens zeigt das Drama »Bacchanalia« (›Die Bakchen‹) des mazedonischen Schriftstellers Goran Stefanovski, das auf der Tragödie »Die Bakchen« (406 v. Chr.) von Euripides basiert, dass der »Narzissmus der kleinen Unterschiede« weiterhin innerhalb der Balkanstaaten herrscht. Das Stück dieses bedeutenden Dramaturgen erkennt auf eindeutige Weise unsere unmittelbare Vergangenheit an: die Zeit der Kriegskonflikte, die im letzten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts im ehemaligen Jugoslawien stattgefunden haben. Es versucht mit Mitteln des Dramas, den ewigen nationalen Konflikten ihren Pathos zu nehmen und sie zu entmystifizieren. Stefanovski gestaltet die pseudomythologische Matrix mit Ironie.

Seine »Bacchanalia« sind ein dramatisches Werk, das auf mehreren Ebenen spielt. Der grundlegende, äußere Rahmen ist das Spiel des »Theaters im Theater«. Innerhalb des Stückes gibt es ein Spiel der Travestie, das unter anderem das Problem des unerwünschten Boten thematisiert. Im Zentrum der Handlung steht jedoch ein dominierendes Motiv, das wir bereits aus früheren Texten dieses Autors kennen. Es handelt sich dabei um die Position des gebildeten Menschen der Gegenwart, der mit den Grundwerten und der Geschichte der Zivilisation vertraut ist, jedoch in einer Welt leben muss, die ihm keine Heimat bietet.

So lässt der Autor den Grundkonflikt auf dem Konzept der Unterschiede zwischen zwei Mentalitäten und mentalen Matrizen entstehen. Die eine Matrix besteht aus den Erfahrungen des europäischen Geistes, geprägt von Dialog und dem rationalen Verständnis der Welt – sie wird durch den jungen Herrscher von Penthea repräsentiert. Die andere Matrix findet sich in der halbherzigen Stadt Theben. Sie ist aus verödeten Instinkten sowie aus der Blindheit und irrationalen Leidenschaft der Ideologie von »Blut und Boden« gemacht. In seiner Inszenierung auf Romanes, die im »Zentrum für kulturelle Dekontamination« in Belgrad aufgeführt wurde, verlässt Regisseur David Putnik den Rahmen des doppelten Theaterstücks und markiert seine Grundidee mittels eines zentralen Elements des Bühnenbildes – eines stets offenen Pulverfasses, das ein Symbol für lokale Ungeduld und Kriegskonflikte ist. Durch eine Reihe von visuellen Szenen geht er anhand des Textes von dem Konzept aus, dass die Bewohner_innen von Theben bereits soweit in Wahnsinn versunken waren und ihren blinden Impulsen folgten, dass sie auch ohne das Erscheinen des Gottes Dionysos »den Verstand transzendiert« und ihre blutigen, tragischen Wanderungen begonnen hätten. Dionysos facht die Flammen nur weiter an: Er ist genau die Art von Gott – ein kultischer Anführer –, die der zuvor beschriebenen irrationalen Mentalität entspricht.

Details

Land
Produktion
circa 2001
Produktionsstab
Objektnummer
the_30004

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