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Angéla Kóczé

Chad Evans Wyatt | Angéla Kóczé | Photographie | Tschechische Republik | 1990 - 2017 | pho_00274

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Credits

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Kontextualisierung

Angéla Kóczé lehrt am Romani Studies Program und ist akademische Leiterin des Roma Graduate Preparation Program an der Central European University (CEU) in Budapest. Sie tritt diese wichtige Stelle im Herbst 2017 zu einem Zeitpunkt an, als die CEU unter Beschuss der ungarischen Regierung steht. #I Stand With CEU ist für all jene zur Losung geworden, die akademische Freiheit und Menschenrechte in ganz Zentral- und Osteuropa unterstützen.

Angélas Weg in die Akademie war nicht abgesichert. Sie wurde im kleinen Ort Kispalád in eine Romungro-Familie geboren. Während der sozialistischen Ära arbeitete ihr Vater auf Baustellen und ihre Mutter führte den Haushalt. Ihre zwei älteren Schwestern schlossen die Sekundarschule ab, besuchten aber im Anschluss nicht die Oberstufe. Angéla war immer eine herausragende Schülerin. »Als ich zur Oberschule Déak Ferenc zugelassen wurde, eine der besten Schulen in Nordostungarn, waren die Lehrkräfte so beeindruckt. Ich glaube ich war damals dort die erste Romni.«
In ihrem letzten Schuljahr verlor Angéla ihre Mutter. Sie zog nach Budapest und nahm einen Bürojob in einem Fertigungsbetrieb an. Sie arbeitete Teilzeit in einem Nachmittagsprogramm als Lehrassistentin auf Grundschulebene. »Mein wachsendes Bewusstsein über die Herausforderungen, mit denen Roma-Kinder konfrontiert sind, führte mich in die Universität. Trotz meiner sehr guten Noten hatte keine Lehrkraft je die Möglichkeit des Universitätsstudiums angesprochen. Es war mein eigener, innerer Antrieb, der mich dazu brachte, einem bildungswissenschaftlichen Bachelor- und einem B.A.-/M.A.-Studium der Soziologie an der Eötvös Lorant Universität (ELTE) nachzugehen.«

»Während ich an der Universität war, begann ich meine Tätigkeit bei der Stiftung Bürgerrechte für Roma. 1996 installierte ich mithilfe eines Stipendiums des Open Society Institute das Programm Romaversitas in Ungarn und bewarb das konzeptuelle Modell von Romaversitas in Rumänien, Mazedonien und Bulgarien.« Romaversitas ist heute in elf zentral- und osteuropäischen Ländern mit dem Ziel aktiv, »studierende Rom_nja beim erfolgreichen Studium und bei der Arbeitsplatzsuche zu unterstützen und sie miteinander zu vernetzen« (www.romaeducationfund.org).

1998 begann Angéla das rechtswissenschaftliche Studium des M.A. in Human Rights an der Central European University. Sie verbrachte ein Semester als Gaststipendiatin an der Columbia University in New York City. Mit ihrem Abschluss in der Tasche wurde Angéla Leiterin der Menschenrechts-Bildungsarbeit am European Roma Rights Centre in Budapest. Ihre Aufgabe umfasste die Organisation von Workshops zu Menschenrechten in mehreren Ländern und die Finanzierung von Stipendien, Trainingseinheiten und Sommerkursen für Rom_nja, die Rechts- und Verwaltungswissenschaften studieren. Begleitend saß Angéla im Vorstand des Romaversitas Invisible College.

Im Vorlauf von Ungarns EU-Beitritt im Jahr 2004 zog Angéla 2003 nach Brüssel, um dort für die Rechte der Rom_nja in der neu erweiterten EU einzutreten. Sie war Gründungsdirektorin des European Roma Information Office. »Es war eine schwierige Entscheidung, weil mein Sohn damals erst zehn Jahre alt war.«

Im Oktober 2004 kehrte Angéla nach Budapest zurück, um an der Central European University ihren PhD in Soziologie und Sozialanthropologie zu erlangen.
Sie wurde dann zur Fachpolitikberaterin am ungarischen Ministerium für Soziales berufen und nahm die Stelle an.

»Ich war entmutigt von meinen Erfahrungen als Frau, als Romni, als Kind von Arbeiter_innen und beunruhigt von dem fehlenden Fortschritt in Zentral- und Osteuropa, die Benachteiligung nach Klasse, Geschlecht und Rassifizierung aufzulösen. Ich entschied im Alter von 35 Jahren, für meinen PhD an die CEU zurückzukehren. Ich brauchte fünf Jahre. 2001 starb mein Vater, während ich meine Dissertation verteidigte. Ich bin nicht sicher, ob er je meine Motivation verstanden hat, die bestmögliche Ausbildung zu erlangen.«

Angéla verfolgte die Dekade der Roma-Inklusion 2005-2015 aus einer »analytischen Distanz«. Sie war mit Anforderungen aus den PhD-Seminaren sowie familiären Verantwortlichkeiten beschäftigt, nutzte aber auch bewusst die Techniken des Psychodramas, um gängige Konflikte, vorgeschlagene Lösungen und ihre Rolle darin aus verschiedenen Perspektiven in Betracht zu nehmen.

2013 ergab sich für Angéla eine Gelegenheit, als Fulbright-geförderte Wissenschaftlerin in die USA zu reisen. Nach diesem Aufenthalt akzeptierte sie eine Position als Visiting Assistant Professor in den Women’s, Gender, and Sexuality Studies an der renommierten Wake Forest University in North Carolina. 2013 ehrte das Woodrow Wilson International Center for Scholars in Washington D.C. Angéla mit dem Ion Ratiu Democracy Award für ihre interdisziplinäre Forschung, in der sie gemeinschaftliches Engagement und Politikgestaltung mit tiefgehender partizipatorischer Forschung zur Situation von Rom_nja verbindet.

»Es ist Budapest, wo ich gerade hingehöre«, antwortete Angéla auf die Frage nach ihrem kürzlichen Umzug zurück nach Ungarn. Mein Ziel ist eine unbefristete Professur und der Aufbau des bahnbrechenden Romani Studies Program an der CEU. Ich arbeite an drei Büchern und einigen Artikeln. Das erste, für das ich schon einen Verlagsvertrag habe, basiert auf meinem Dissertationsthema – eine Studie zu Geschlecht, Rassifizierung und Klasse mit Blick auf die Anliegen von Rom_nja in Europa. CEU Press wird diesen Text veröffentlichen. Ich gebe zudem mit Huub van Baar den Band »The Roma and their Struggle for Identity in Contemporary Europe« heraus, der Themen von breiter gegenwärtiger Relevanz diskutiert und bei Berghahn-Oxford Books erscheinen wird.

Quelle: RomaRising Website

URL: romarising.com Mary Evelyn Porter

Details

Produktion
circa 1990 - circa 2017
Produktionsstab
Objekttyp
Technik
Eigenschaften
  • schwarz-weiß
Objektnummer
pho_00274

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