Tamara Moyzes (geboren am 27. März 1975 in Bratislava, Slowakei) lebt und arbeitet in Prag, Tschechische Republik. Sie studierte Malerei an der Akademie für Bildende Kunst und Gestaltung in Bratislava und in Israel am Avni Institute of Art and Design in Tel Aviv sowie an der Bezalel Academy of Arts and Design Jerusalem. 2005 erwarb sie einen MA am Institut für Neue Medien an der Akademie der Bildenden Künste in Prag.

Moyzes arbeitet als politisch engagierte, internationale Künstlerin, Kuratorin und Dokumentarfilmerin hauptsächlich mit Videokunst, die sie meist in Form von Installationen präsentiert. Sie setzt sich dabei mit Themen wie Gender, Rassismus, Antiziganismu, dem Konflikt zwischen Israel und Palästina oder mit der Diskrimination ethnischer Minderheiten, mit Fragen nach Nationalismus, religiösen Konflikten und – als Kuratorin – mit dem Orientalismus auseinander. Konsequent bekennt sie sich in ihren Arbeiten zu einem künstlerischen Aktivismus. Für Moyzes ist Kunst eine Form des Protests, mit deren Hilfe sich eine gesellschaftliche Situation entlarven lässt – eben nicht durch akademische Statements, sondern mit direkten künstlerischen Interventionen. Mit den Mitteln der Ironie, der Satire und mit dem Bezug auf konkrete Erfahrungen versucht Moyzes, soziale Ungerechtigkeit sichtbar zu machen. Ihre Arbeit ist geprägt von ihren ungarischen, jüdischen und Roma-Wurzeln, ebenso aber von den Lebensumständen in der Slowakei, in der Tschechischen Republik und in Israel. Moyzes nimmt in ihrer Arbeit eine Perspektive ein, die sich am Kreuzungspunkt verschiedener Minderheiten befindet, insbesondere jüdische und Roma Gemeinschaften Dabei unterstreicht sie die Dringlichkeit ihrer Anliegen. Was sie ihrem Publikum präsentiert, ist oft keine leichte Kost.

Die Videoarbeit »Miss Roma« (2007) beruht auf Tamara Moyzes’ und Jana Bluchovás persönlichen Erfahrungen mit Diskrimination und verdeutlicht Moyzes’ konzeptuellen Ansatz, wenn es darum geht, ihre Anliegen in der Kunst zu Gehör zu bringen. Aufgrund ihrer Herkunft wurde Moyzes und Bluchová der Zugang zu Clubs, Geschäften und Restaurants in der Tschechischen Republik verwehrt. Bevor sie ihre Protagonistin in diesem zweiminütigen Video einem sogenannten »white washing« unterzieht (indem sie ihr weißes Make-up auf die Haut aufträgt), listet Moyzes all die Orte auf, zu denen ihr gemeinsam mit Bluchová in diesem Selbstexperiment der Zugang verwehrt wurde. Mit »Miss Roma« richtet Moyzes den Blick auf die kulturelle Ausgrenzung der Rom_nja in der tschechischen Geschichte, ebenso aber auf die Einschluss- und Ausschlussmechanismen herrschender Schönheitsideologien. Ihr Video stellt den Preis infrage, den ethnische Minderheiten oft für langersehnte Akzeptanz und Inklusion zahlen müssen: die sichtbare Angleichung des Körpers an die normativen Kriterien eines weißen Mainstreams.

Moyzes’ jüngste Projekte (zum Beispiel »Artivism«) bewegen sich an der Schnittstelle von Aktivismus und Happenings. Sie präsentiert ihre Antwort auf und ihre Kommentare zu gegenwärtigen gesellschaftlichen Themen mit Aktionen im öffentlichen Raum. Die Medien sind für sie Werkzeuge einer politischen Kunst.

www.tamaramoyzes.info

Soloausstellungen

2007
TV t_error – Entrance Gallery, Prague

2009
Welcome to Prague – Output Gallery, Prague
Family Happiness – Czech Parliament, Prague

2010
SHE DEVILE 4 – Studio Stefania Miscetti, Rome

2011
Welcome to Prague – Czech Centre in Stockholm, Sweden
»Protocol« Mamuta – Daniela Passal Art & Media Centre, Jerusalem
INTE(G)RACE – Karlin Studios, Prague

2013
Dictionary – Willy Brandt Centre, Jerusalem
Artivism – The Brno House of Art, Brno

2014
Forbidden ART – solo exhibition, Gallery8, Budapest
ARTIVISM – Kai Dikhas Gallery, Berlin

2015
Polish Bourekas – Mamuta Gallery, Hansen, Jerusalem

Gruppenausstellungen

2009
Formáty transformace 89-09 – The Brno House of Arts, Brno
The Other Kind of Blue – Czech selection, Gallery Václava Špály, Prague
Family Happiness – Czech Ministry of Culture, Prague

2010
Transgression – Videotage Gallery, Hong Kong, China
Mute Signs – Barcsay Hall, Budapest
Kick the Habit – Festival SOHO in Ottakring, Vienna

2011
Mediations Biennial, Poznan

2012
Middle East Europe – DOX Centre for Contemporary Art, Prague
Stimmen der Roma – Gasteig, Munich
Reclaiming Identity – Steirischer Herbst, Graz

2013
Vot Ken You Mach? – Kunsthaus Dresden
Video.Art.Activism – Gallery Kai Dikhas, Berlin
Women Commentators – Centre for Contemporary Art Ujazdowski Castle, Warsaw
Die Schweiz ist keine Insel – In lästiger Gesellschaft – Shedhalle, Rote Fabrik, Zürich

2014
HAVE A LOOK INTO MY LIFE! – Aubette, Place Kléber, Strasbourg & Graz
[silence] – A Holocaust Exhibition – The Ludwig Museum, Budapest

Quelle: Künstlerin, Lith Bahlmann