Seit Jahrhunderten bilden Roma und Sinti einen Teil von Europas musikalischer Kultur: als Musiker_innen, als Komponist_innen, als Entwickler_innen von Stilrichtungen und Standards – und außerdem als abstrahierte Inspiration. Seit ihrem ersten Konzert im Jahr 2002 sind die Roma- und Sinti-Philharmoniker bestrebt, diese vielfältigen Einflüsse ans Licht zu bringen.

Eine Auswahl der Besten

In Frankfurt am Main (Deutschland) ansässig, vereinen die Roma- und Sinti-Philharmoniker Musiker_innen aus diversen Sinti- und Roma-Gemeinschaften, die in prominenten Orchestern in ganz Europa gespielt haben. Bisher haben die Philharmoniker Mitglieder aus 15 Ländern gehabt, und ihre Auftrittsformate reichen vom Kammerensemble bis zum Sinfonieorchester mit 70 Instrumentalist_innen.

Der Gründer der Roma- und Sinti-Philharmoniker, Riccardo M Sahiti, hat nicht nur die außerordentliche musikalische Qualität der Orchestermitglieder und der eingeladenen Solist_innen zur Geltung gebracht, sondern auch die Bedeutung des kreativen Beitrags, den Sinti und Roma über die Jahrhunderte zur Ausformung der europäischen Kunstmusik geleistet haben.

Seit 2001 hat sich Sahiti sowohl der künstlerischen als auch der konzeptuellen Entfaltung der Roma- und Sinti-Philharmoniker verschrieben. Das Orchester hat selbst mehrere Kompositionen in Auftrag gegeben und damit gezeigt, dass Sinti und Roma weiterhin aktiven Anteil an der Fortentwicklung der zeitgenössischen Orchestermusik haben.

Künstlerisch-politische Botschaft

Mit einem Konzert am 3. November 2002 am Frankfurter Philanthropin traten die Roma- und Sinti-Philharmoniker erstmals offiziell in Erscheinung, zusammen mit dem Roby-Lakatos-Ensemble. Ansprachen wurden von Micha Brummig, damals Leiter des Fritz Bauer Instituts zur Geschichte und Wirkung des Holocaust, und vom Frankfurter Dezernenten für Integration, Albrecht Magen, gehalten.

Die Sinti- und Roma-Intelligenzija wurde unter anderem von Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, und von dem Schauspieler Nedjo Osman vertreten.

Die vielen Konzerte der Philharmoniker seither haben immer auch eine pädagogische Komponente gehabt. Oft gehen die Auftritte zum Beispiel mit Gesprächsrunden für Student_innen einher, die darauf abzielen, die jungen Leute im kritischen Denken zu bestärken.

Die Roma- und Sinti-Philharmoniker verstehen ihre Musik als politische Botschaft – als Beweis dafür, wie die Vielfalt kultureller Hintergründe eine Gesellschaft als Ganzes bereichert. Ihre Musiker_innen treten nicht nur als Repräsentant_innen der Sinti- und Roma-Kulturen, sondern auch als Botschafter_innen der europäischen Kunst auf.