Mariánn Lakatos gehörte zu den zwölf Mädchen und Frauen, die in den 1960er Jahren beim Rajkó Ensemble unter Vertrag genommen wurden. Zu sagen, sie komme aus einer musikalischen Familie, ist ein Understatement. Ihr Großvater väterlicherseits war einer der Ersten am Konservatorium ausgebildeten Sinti und Roma; er hat am Prager Konservatorium studiert. Lakatos’ Onkel Sándor war wohl der führende Violinist unter den Roma seiner Generation, und ihr Vater Flóris spielte ebenso in diesem Orchester. Mütterlicherseits war sie mit Gyula Farkas verwandt, dem künstlerischen Direktor des Rajkó. In einem Fernsehinterview aus dem Jahr 2002 (anlässlich des 50. Jubiläums des Rajkó) erzählt sie, dass sie mit elf Jahren beim Rajkó als Sängerin vorsang, begleitet von einem etwas älteren Freund, Jenő Csocsi Lendvai. (Er war damals bereits als Violinist Mitglied des Rajkó.) Der Geschäftsführer des Ensembles Pál Szigeti fand ihre Stimme gut, aber sehr jung, woraufhin Farkas sagte: »Du lernst doch Geige, oder?«, und sie als Geigerin ins Ensemble holte. Sie wurde schließlich Primás – eine Kombination aus Konzertmeisterin, Dirigentin und Solistin, und zwar nicht nur bei regulären Auftritten, sondern auch bei den zuvor gezeigten Wochenschauaufnahmen.

Diesem Ensemble anzugehören, bedeutete mehr, als nur die Gelegenheit zu Auftritten zu haben: Ihr jüngerer Bruder sagte, sie seien in diesem Ensemble »zusammen aufgewachsen«. 1967, im Jahr der Wochenschau, waren sowohl sie als auch Lendvai Primáses beim Rajkó, und 1968 heirateten die beiden. Lakatos erzählt, es habe Chancen gegeben zu studieren, »aber das war nicht wirklich geplant, weil wir so viel im Ausland waren«. 1974 wurde ihr Sohn József geboren, und beide verließen das Rajkó – Lendvai, um sein eigenes Restaurantorchester zu gründen, und Lakatos, um sich um Kind und Haushalt zu kümmern.

Die meisten der wenigen Frauen, die im Rajkó spielten, so heißt es, konzentrierten sich auf Hausarbeit und Kindererziehung, nachdem sie das Ensemble verlassen hatten. Junge Frauen wurden in die Rolle der Hausfrau gedrängt, und zwar nicht nur wegen der damals üblichen Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern, sondern auch wegen der Logistik der Elternschaft. Restaurantbands arbeiteten gewöhnlich mindestens bis Mitternacht und spielten auch länger, wenn die Gäste gutes Trinkgeld gaben, und die besten Musiker_innen hatten lukrative Möglichkeiten, ins Ausland zu gehen; wenn beide Eltern in Restaurants spielten, konnte die Kinderbetreuung zu einer echten Herausforderung werden. Oft gaben sie ihre musikalische Ausbildung an ihre Kinder weiter. Erzsébet Katona beschreibt es folgendermaßen: »Die Frauen [die im Rajkó waren], bringen ihren Kindern das Spielen bei […] fantastisch.« Mariánn Lakatos’ Sohn József Lendvay wurde an der Franz-Liszt-Musikakademie in Budapest ausgebildet und hat mehrere internationale Violinwettbewerbe gewonnen.