Kálmán Várady (geboren 1958 in Hoffnungsthal, Deutschland) lebt und arbeitet in Köln, Deutschland. Er schloss 1984 die Kunsthochschule für Medien Köln ab und absolvierte an derselben Institution 1986 unter Professor Werner Schriefers sein Meisterschülerjahr. Während seines Studiums und in den 1990er Jahren unternahm Várady mehrere ausgedehnte Reisen nach Afrika, Nord- und Südamerika. Diese Reisen sollten deutlichen Einfluss auf seine Arbeit haben.

Für Várady ist der Nomadismus keine ökonomische Notwendigkeit, sondern ein Lebensstil, bei dem es darum geht, den Horizont zu erweitern. Er arbeitet mit Malerei, Skulptur, Installation und Fotografie und kombiniert diese Medien auf immer neue Art und Weise. Várady verwendet verschiedene Objekte, die er von seinen Reisen rund um die Welt mitbringt oder auf den Flohmärkten von Köln findet, und fertigt daraus Skulpturen und Installationen an, die nicht selten an Schreine, Altäre oder totemistische Figuren erinnern. Diese Arbeiten, die eine Art Metareligion kreieren, sind von den symbolischen Objekten verschiedener Kulte oder Religionen inspiriert (von Voodoo über den Katholizismus von Köln oder Mexiko bis zum Buddhismus) und thematisieren Magie, Rituale, Opfergaben und den Tod.

Auch wenn von Váradys Arbeiten häufig eine gewisse spirituelle Aura ausgeht, so sind seine Werke doch gleichzeitig von einem ausgeprägten Sinn für Humor gezeichnet – was sie davor bewahrt, allzu einfach interpretiert zu werden. Ein stets in seiner Arbeit präsentes Thema ist die Gefahr: Es geht um den Tod, das Ephemere und das Exotische. Traditionelle Vanitas-Motive und Spuren von Zersetzung und Verwitterung stehen hier direkt nebeneinander. Die Idee des Exotismus wird in die Nähe eines Klischees gerückt und als eines der Stereotype in der Wahrnehmung von Sinti und Roma ad absurdum geführt.

Mit den vergoldeten Skulpturen die Kálmán Várady in der Ausstellung »Gypsy Warriors« (2013) zeigte, fand er ein Symbol für die permanente Gefahr, der man sich als Mensch generell ausgesetzt sieht – und als Rom im Besonderen. Sie erinnern die Betrachter_innen an die Zerbrechlichkeit des Lebens. Auch wenn Várady sich lange mit totemistischer Kunst, dem Spiel mit der Form des Altars, mit magischen Figuren und privaten Kulten auseinandergesetzt hat – seine Identität als Rom adressiert er mehr und mehr auf einem künstlerisch-politischen Level. So schuf er mit »Familija« 2008 eine Fotoserie auf Basis typologischer Aufzeichnungen der sogenannten »Rassenhygienischen Forschungsstelle am Reichsgesundheitsamt« über Sinti und Roma. Die Serie, die ihn und seine sechs Töchter im Stil von Polizeiaufnahmen zeigt, bezieht sich sowohl auf die Gräueltaten der Nationalsozialist_innen gegen Sinti und Roma wie auf heutige Diskrimination. Auch in seinem Werk »Fleischerblock« – ein benutzter, vergoldeter Fleischerblock mit einer aufgestempelten Deportationsnummer – setzt sich Várady mit dem Porajmos auseinander und gedenkt den Millionen ermordeter Sinti und Roma, an deren wenigem Hab und Gut sich ihre »Schlächter« auch noch bereicherten.

Ausgewählte Soloausstellungen

1984
Loko Aganzum, Voodoo – Wachsfabrik, Cologne
RAP Gallery, Maastricht

1989
Sysyphos Gallery, West-Berlin, West-Germany
Duna Gallery, Budapest

1990
Voodoo – Galerie Kunstgarten, Cologne
Duna Gallery, Budapest

1995
HERKUNFT-ZUKUNFT – Stadtmuseum, Siegburg
Hofstadt Gallery, Frick

1997
Je retour de Dakar – Seidel Gallery, Cologne

2000
Galerie im Turm Bürgerhaus Stollwerk, Cologne

2002
Herbert Schäfer Gallery, Cologne

2013
Gypsy Warriors – Kai Dikhas Gallery, Berlin

2014
Stopping Places IV – Kai Dikhas Gallery, Berlin
ROMAMOR – Display Gallery, Cologne

2015
La Famiglia – Kai Dikhas Gallery, Berlin
25 Years of Art – Stadtmuseum Siegburg, Siegburg
Kaum zu glauben – Schwingeler Hof National Gallery, Weßling

2017
Wunderkammer I – Kai Dikhas Gallery, Berlin

Ausgewählte Gruppenausstellungen

1984
Simultanhalle, Köln

1987
Werkschule Köln, Köln

1988
Grafik der Gegenwart – Arbeiterwohlfahrt, Bonn

1989
Old Cloister Gallery, Köln

1991
»BASTARTS« Künstlergruppe, Osteuropäisches Kulturzentrum, Köln

1993
Vasarely Museum, Budapest

1994
Art Multiple Düsseldorf, Kunstverein Langenberg, Düsselfdorf
ART Cologne, Kunstverein Langenberg, Köln

1995
Tohuwabohu – Deutsche Welle, Köln

1997
Free Tibet – Osteuropäisches Kulturzentrum, Köln

2000
Tuchfühlung I – Kunstverein Langenberg, Lippisches Landesmuseum

2002
Jump Shit Rat – Jump Shit Rat Gallery, 25 Jahre Städtepartnerschaft, Köln-Liverpool
Motherboard – Deutsches Museum Bonn, Bonn

2003
Motherboard – Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD, House Art, Darmstadt

2006
Motherboard – Fraunhofer Haus München – Kunst trifft Wissenschaft, München

2009
Die vergessenen Europäer – Kunst der Roma. Roma in der Kunst – Kölnisches Stadtmuseum, Köln
Verloren Paradijs – Kunst der Roma, International Gipsy Festival Het Duvelhok, Tilburg

2011
Armut – Perspektiven in Kunst und Gesellschaft – Rheinisches Landesmuseum Trier und Stadtmuseum Simeonstift Trier
Armut – Museum für Brotkultur, Ulm
Aire compartiblo – Museo del Arte Moderno Toluca, Mexico

2012
Alone Together – Kultur der Sinti und Roma zwischen Verfolgung und Emanzipation – Lew Kopelew Forum, Köln
Europe, Pays de mon enfance – Carreau de Cergy, Paris
Voodooaltar Installation »Loko Azamgun II« – St. Michael, Köln

2014
AKATHE TE BESHEN – Here to stay. Zeitgenössische Kunst der Roma und Sinti und die Kunst, Otto Pankoks, Kunststation, Kleinsassen
Kathe Ham Mer Kheri – Hier sind wir zu Hause – Staatsgalerie Stuttgart, Stuttgart
Ruhe-Störung. Streifzüge durch die Welten der Collage – Marta Herford, Herford/Kunstmuseum Ahlen, Ahlen

2015
25 Jahre Kunst im Stadtmuseum Siegburg, Siegburg
Transmitting Trauma. Zeitgenössische Reflektionen zum Genozid an den Sinti und Roma – Gallery8, Budapest/Galerie Kai Dikhas, Berlin
STOPPING PLACES V – Galerie Kai Dikhas, Berlin

2016
Akate Te Beshen – CentroCentro, Madrid/Galerie 59 Rivoli, Paris
Frei Sein! – Galerie Kai Dikhas, Berlin/Schloß Heidelberg – Ottheinrichsbau, Heidelberg

2017
Akate Te Beshen – Galerie Českých, Prag

Quelle: Katalog »AKATHE TE BESHEN«, Galerie Kai Dikhas, 2014; www.kaidikhas.com/en/artist/kaelmaen_vaerady/biography