Erzsébet Katona, hier auf einem Publicity-Foto, war eine Frau, die nicht den typischen Weg der weiblichen Mitglieder des Ensembles ging, die üblicherweise die professionelle Musikwelt verließen, um sich um Familie und Kinder zu kümmern. Sie kam mütterlicherseits aus einer Musikerfamilie, allerdings arbeiteten ihre Eltern nicht als Musiker_innen. Wie diverse andere Rajkó-Musiker_innen hatte sie eine persönliche Verbindung zum Orchester – ihre Tante Judit Katona, die ihr das Geigenspiel beigebracht hatte, hatte vor ihr im Rajkó gespielt. Sie hatte auch fünf Jahre eine Musikgrundschule besucht. Erzsébet Katona begann mit elf Jahren, im Rajkó zu spielen, und verließ das Orchester als Einundzwanzigjährige. In den letzten vier Jahren ihrer Orchestermitgliedschaft studierte sie zudem am Bartók-Konservatorium; sie sagte, sie sei »das erste [Rajkó-Mädchen], das sich getraut hat«, am Konservatorium zu studieren, statt gleich zu heiraten und Kinder zu bekommen. Dass sie über das Rajkó hinaus studieren wollte, habe sie ihrer Mutter zu verdanken, die »nicht zu dieser Heiraten-Fraktion gehörte, sie sagte vielmehr, man sollte lieber viel studieren, denn das wird einem nutzen. Denn sie arbeitete am Gericht und sah es daher in der Kultur.«

Nachdem Katona das Ensemble verlassen hatte, versuchte sie, eine Restaurantkapelle zu leiten, aber einige der Erwartungen sowohl des Publikums als auch der Geschäftsführung waren ihr sehr zuwider:
»Ich habe das dann nicht gemacht, denn beim ersten Mal, als ein Gast mir Geld in den BH stecken wollte, […] hörte mein Gefühl auf, wie auch die Musik. Und als Frau gehe ich nicht herum [um Musikwünsche an den Tischen entgegenzunehmen] und den Teller herumzureichen […] vielmehr zeige ich ihnen als eine Romni, als Mensch mit Roma-Wurzeln, dass ein Mädchen auch [spielen] kann, […] dass nicht das Dekolleté wichtig sein sollte, dass sie nicht unter den Rock fassen sollen, ich werde nach der Musik keinen Jungen mit nach Hause nehmen, es gibt einfach nur die Musik. Die Bühne bietet Schutz, sodass [das Publikum] aufblicken und applaudieren kann. [In einem Restaurant] sagt der Boss, […] eine etwas kürzere Bluse könne nicht schaden, es könne auch nicht schaden, etwas mehr Bein zu zeigen […] er kommt gar nicht auf den Gedanken, dass man vielleicht nicht eine ganze Hochzeit lang mit hohen Absätzen spielen will.«

Der Zeitpunkt, als Katona als Erwachsene zu arbeiten begann, fiel mit dem postsozialistischen Zusammenbuch der Roma-Musikindustrie zusammen, und immer weniger Restaurants engagierten Kapellen. Nachdem sie Engagements in Restaurants für sich ausgeschlossen hatte, spielte sie in Symphonieorchestern, sowohl als Violinistin als auch als Zymbalspielerin, und lehrte in Grundschulen Violine und allgemein Musik. Zudem gab sie auch Privatunterricht, aber sie bekam keine dauerhafte Vollzeitstelle. Sie selber berichtet:

»[…] alle waren skeptisch, dass ich eine ›Zigeunerin‹ vom Rajkó war. Alle blickten auf mich herab. Ach wirklich, sie haben die ganze Welt bereist, wie wunderbar, und so weiter. Aber wenn man nach einem Job suchte, lag das in der Luft. Und dann […] ich werde unterrichten und dabei noch mal versuchen, mich für das Lehramt zu qualifizieren«

Dass sie keine permanente Arbeitsstelle hatte, hatte ganz reale Auswirkungen, als sie heiratete und mit Mitte dreißig ihre Tochter bekam: Es bedeutete, dass sie keine Sozialleistungen in Anspruch nehmen konnte, die angestellten Eltern zustehen. Sie und ihr Mann bemühten sich ihren Lebensunterhalt mit Auftritten zu bestreiten und wechselten sich bei der Betreuung ihrer Tochter ab. Heute ist sie Mitbesitzerin eines Friseursalons in Budapest. Sie spielt auch immer noch, aber nicht so häufig wie früher. 2012 war sie Mitglied eines kleinen Roma-Frauenorchesters, dem auch andere frühere Rajkó-Mitglieder und die Töchter von früheren Mitgliedern dieses Orchesters angehörten.