Edit Németh trat 1983 dem Rajkó Orchester bei. Némeths Großvater war als Musiker in der westungarischen Stadt Veszprém und Umgebung tätig, aber ihre Eltern waren keine Musiker_innen – sie hatten ein Geschäft in Budapest. In ihrer Heimatstadt begann sie ihre Ausbildung an der Musikschule und trat dem Rajkó Orchester im Alter von zehn Jahren bei. Dort lernte sie ihren Mann József Toldi kennen, auch er Geiger beim Rajkó Orchester. Das Paar hat zwei Kinder: eine Tochter, die im Györer Philharmonischen Orchester Cello spielt, und einen Sohn, der in der Wissenschaft arbeitet.

Auch nachdem Edit Németh das Rajkó verlassen hat, spielt sie weiterhin Roma-Musik. Sie und ihr Mann traten später in Restaurants in Budapest und am Balaton auf, aber in den letzten Jahren spielen sie hauptsächlich in Konzerten in Roma-Orchestern, darunter auch in dem Ensemble, das früher als das »erwachsene Rajkó« bezeichnet wurde, einer postsozialistischen Nachfolgeorganisation des Zentrums der Liga der jungen Kommunisten_innen. Wegen rechtlicher Schwierigkeiten verwendet dieses Ensemble nicht mehr den Namen Rajkó, aber Mitglieder arbeiten immer noch zusammen; Németh spielt auch in anderen Gruppen wie beispielsweise dem 100 Tagú Cigányzenekar, auf Englisch bekannt als das Budapest Gypsy Symphony Orchestra.

Wie für viele männliche Musiker ist auch für Cinka Panna und einige ihrer Nachfolgerinnen wie Németh aus dem Volk der Sinti und Roma das Musikgeschäft eine Familienangelegenheit: Ihre Tochter, spielte 2011/12 mit ihrer Mutter in einem Ensemble von Roma-Musikerinnen (zusammen mit Erzsébet Katona) und einige Jahre später gemeinsam mit beiden Eltern im ungarischen Royal Gypsy Orchestra. In einer Zeit, in der die Roma-Musikindustrie zusammenbricht, ist es alles andere als einfach, mit dieser Arbeit seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, aber für Edit Németh lohnt es sich schon deshalb, weil sie so zusammen mit ihrer Familie musizieren kann.