Dragan Jevremović, geboren 1946 in Ibarska Slatina, albanisch Sllatinë, Kosovo (damals Serbien), wuchs in Baljevac na Ibru, Serbien auf. Zu dieser Zeit konnten Kalderaš in Jugoslawien per Gewerbeschein noch mobilen Handel und ihr traditionelles Handwerk des Kesselschmiedens und Verzinnens ausüben. Dragan Jevremović erlernte in seiner Jugend dieses Handwerk von Grund auf und entwickelte eine künstlerische Fertigkeit als Kupfer-, Silber- und Goldschmied.

Neben seiner Tätigkeit als bildender Künstler ist er auch literarisch tätig und verfasst Texte und Gedichte. 1970 kam er als Arbeitsmigrant nach Österreich und arbeitete in der Folge jahrzehntelang in der Metallverarbeitungsbranche. Die Familie ließ sich dauerhaft in Wien nieder. 1991 wurde Dragan Jevremović zum Mitbegründer des Vereins »Romano Centro« und blieb jahrelang dessen geschäftsführender Generalsekretär beziehungsweise Obmann. In den frühen 2000er Jahren war er Vorsitzender des Parlaments der Internationalen Romani Union.

Das Repertoire des Erzählers an Märchen, Geschichten und vor allem anekdotischen Schwänken ist groß, wie er selbst erklärt:

»Ašundem ande kodja vrjama, kana nas amen aver so te ašunas, kana nas amen aver so te dikhas, kana nas televizija, nas radio, nas aver khêlimata. […] Kê numa atunč paramičasa šaj kamas nakhaves e vrjama, te na źas te sovas.« (Fennesz-Juhasz et al. 2012: 398).

(»Ich habe sie zu jener Zeit gehört, als wir nichts anderes zu hören, zu sehen hatten, als es kein Fernsehen, kein Radio, keine anderen Unterhaltungen gab. […] Denn damals wollten wir nur mit Geschichten die Zeit verbringen, um nicht schlafen gehen zu müssen«, Fennesz-Juhasz et al. 2012: 399).

Jevremović berichtete, dass es zwar keine professionellen, bezahlten Erzähler_innen gab, doch es gab Präferenzen für bestimmte Personen. Die Art des Vortrags, das Gestikulieren, Agieren in halb szenischer Darstellung waren wichtige Elemente guten Erzählens. Dementsprechend ist Dragan Jevremović als Erzähler in seiner Sprechergemeinschaft hochgeschätzt.

Literatur

Fennesz-Juhasz, Christian; Cech, Petra; Heinschink, Mozes F.; Halwachs, Dieter W. (Hg.). 2012. Lang ist der Tag, kurz die Nacht: Märchen und Erzählungen der Kalderaš / Baro o djes, cîni e rjat: Paramiča le Kaldêrašengê. Klagenfurt: Drava Verlag, 399–456, 487–505, 521.

Fennesz-Juhasz, Christiane; Heinschink, Mozes. 2011. »Ich habe gesehen, wie die Suppe gekocht wird«: Ein Gespräch mit Dragan Jevremović / »Dikhlem, sar ćiradjol e zumi«: Divano le Draganosa. In: Romano Centro 70: 14–17.