Die Theatergruppe Divadlo Líšeň wurde 1998 vom Ehepaar Pavla Dombrovská und Luděk Vémola in Brno-Líšeň in Tschechien gegründet. Das Repertoire des Ensembles umfasst gegenwärtig pro Theatersaison zwölf Stücke mit jeweils 90 bis 100 Teilnehmer_innen, dazu kommen Diskussionen und Workshops. Angesichts dieses umfangreichen Repertoires muss hervorgehoben werden, dass es sich bei Divadlo Líšeň um ein Wandertheater handelt. Obwohl die Stücke gewöhnlich auf Tschechisch gespielt werden, hat Divadlo Líšeň auch Versionen auf Englisch, Deutsch, Italienisch und Russisch im Programm.

Zwei Stücke des Repertoires von Divadlo Líšeň basieren auf Texten von Rom_nja: »Prinzessin der Dunkelheit« und »Paramisa«. Letzteres benutzt Motive aus Märchen, wie sie die Autorin Pavla Dombrovská aus ihrer Kindheit kennt. Die Schauspieler_innen und Musiker_innen sind Rom_nja aus Brno. Pavla Dombrovská erklärte in einem Interview, dass der Großteil der Familien der Teilnehmer_innen ursprünglich wohl nicht aus der näheren Umgebung von Brno stammen dürften, da nur 500 bis 600 der vor dem Zweiten Weltkrieg hier ansässigen Rom_nja den Holocaust überlebt haben. (Erwähnt werden sollte, dass in diesem Fall nicht den Nazis die Hauptschuld anzulasten ist, sondern der tschechischen Polizei). Die Vorfahren der Schauspieler_innen und Musiker_innen sind vermutlich Roma und Sinti aus Mähren.

Die Produktionen von Divadlo Líšeň konzentrieren sich auf die Notwendigkeit eines sozialen Wandels. Am Anfang standen die Überlegungen, wie man in der Moderne gut und nützlich leben könne. Das führte rasch zur Planung von Projekten und zur Gründung einer Theatergesellschaft, mit der sich diese Projekte realisieren ließen. »Die Prinzessin der Dunkelheit« ist Teil des Roma-Tanz-Projektes innerhalb des Theaters. Dieses Projekt wird vom Open Society Institute und dem Tschechischen Ministerium für Bildung, Jugend und Sport gefördert. Das Ziel ist es, sowohl Nicht-Roma-Jugendliche über die Roma-Kultur zu informieren als auch die Roma-Kinder in den emanzipatorischen Bemühungen bezüglich ihrer Ethnie zu unterstützen. Das Projekt »Putin fährt Ski« basiert auf der Publikation »Russisches Tagebuch« (2007) der regimekritischen russischen Journalistin Anna Politkovskaja, die 2006 ermordet wurde.