Danis Tanović wurde am 20. Februar 1969 geboren und ist ein bosnischer Filmregisseur, Produzent und Drehbuchautor. Er wuchs in Sarajevo in Jugoslawien (heute Bosnien und Herzegowina) auf und ging dort zur Schule, anschließend studierte er Klavier an der Universität des Musikkonservatoriums Sarajevo.

Als junger Mann entschloss sich Tanović, an der Akademie für darstellende Kunst in Sarajevo zu studieren. Durch die Belagerung der Stadt war er jedoch gezwungen, sein Studium im Jahr 1992 aufzugeben. Danach begann er, mit einer Filmcrew zu arbeiten, bei der er bis 1994 blieb. Ein Jahr später nahm Tanović in Brüssel an der Filmschule INSAS – Institut Supérieur des Arts sein Studium wieder auf und machte dort 1997 als Klassenbester seinen Abschluss.

Während seines Studiums schuf er mehrere von der Kritik hochgelobten Dokumentarfilme, und er gilt als einer der besten bosnischen Filmemacher_innen seiner Generation. Am bekanntesten wurde er als Regisseur und Drehbuchautor des 2001 gedrehten bosnischen Films »No Man’s Land«, der ihm einen Oscar für den besten fremdsprachigen Film einbrachte. Des Weiteren wurde ihm die Ehre zuteil, im Jahr 2003 Jurymitglied bei den Filmfestspielen in Cannes zu sein.

Im Jahr 2008 gründete Tanović die in Sarajevo angesiedelte Basispartei Naša Stranka. Er arbeitete weiter als Filmschaffender und drehte einige aktuelle Filme, wie beispielsweise »Triage« (2009) mit Colin Farrell, Paz Vega und Christopher Lee sowie »Cirkus Columbia« (2010) mit Miki Manojlović und Mira Furlan.

Einer seiner letzten Filme, »An Episode in the Life on an Iron Picker« (2013), gewann den »Großen Preis der Jury« bei den 63. Internationalen Filmfestspielen in Berlin. Der Film zeigt das Leben einer Roma-Familie und beschreibt dabei ihren konfliktreichen Kampf gegen Aussichtslosigkeit und Unterdrückung. Der Protagonist des Films ist gezwungen, Schrottsammler zu werden, um seiner schwangeren Frau zu helfen. Dabei steht er einem vorurteilsbeladenen System gegenüber, das die Menschen eigentlich unterstützen sollte. Der Film hat einen einzigartigen Regiestil – nicht nur durch die schreckliche Geschichte, die nicht weit von der Realität entfernt ist, sondern auch, weil die ausgewählten Schauspieler_innen Laiendarsteller_innen sind, die eine Episode ihres eigenen Lebens filmisch in Szene setzen.

Filmografie/Auszeichnungen

2013 An Episode in the Life of an Iron Picker

2008 Herzausreisser – 85 min, Dokumentarfilm, Buch und Regie

2005 Unter den Brettern hellgrünes Gras – 52 min, Dokumentarfilm, Buch und Regie

2003 Allegro Moderato – 1 min, Teil von: Manfred Neuwirth: Bilder, die das Herz schneller

schlagen lassen

1991/1995/2003 O! Fortuna! – Work in Progress – 5.05 min, Spiel-Dokumentation, Buch und Regie

2000 Ceija Stojka – Porträt einer Romni – 87 min, Dokumentarfilm, Buch und Regie

1991 Das Wunder von Hoheneich – Eine Wiederbegegnung – 24 min, Dokumentarfilm, Buch und Regie

1990 Porträts mit ZeitzeugInnen, So richtig vogelfrei, Rosa Winter, 20 min; Rückkehr unerwünscht, Fritz Kleinmann, 35 min; Kein Ort für Slowenen, Marija Olip, 30 min

1985 Küchengespräche mit Rebellinnen – 80 min, Dokumentarfilm, Buch und Regie; gem. mit E. Holzinger, L. Podgornik, L. N. Trallori

1984 Tränen statt Gewehre – s/w 30 min, Dokumentarfilm, Buch und Regie; gem. mit E. Holzinger, L. Podgornik, L. N. Trallori

2013 won the Jury Grand Prix on 63rd Berlin International Film Festival with »An Episode in the Life of an Iron Picker«

2009 Prize for the documentary at the International Filmfest Würzburg

2006 TV Award of Adult Education for »Under the Boards Light Green Grass«

2005 Recognition Prize of the State of Lower Austria for special achievements in the field of media art (documentary film)

1993 Käthe Leichter Prize for the Women’s History of the Worker’s Movement

1991 Promotion Prize of the Theodor Körner Fund for the Promotion of Science and Art

1989 Promotion prize of the City of Vienna for Humanities and Social Welfare