Im 17. Jahrhundert bestand zwischen Italien und Nordeuropa ein intensiver Kulturaustausch. Vor allem flämische und niederländische Künstler verbrachten lange Phasen ihrer Schaffenszeit in Rom, und eine wichtige Gruppe in dieser Diaspora bildeten die Bamboccianti. Dem Kreis um Pieter van Lear und um seine Schüler gelang es, auf dem römischen Kunstmarkt neue Themen und einen neuen Stil durchzusetzen. Ihre Kunst und Lebensweise unterschied sich beträchtlich von den akademischen Künstlern des römischen Barocks, weshalb sie als Rebellen und frühe Bohémiens galten. Dieser Nimbus sowie die wiederkehrenden Darstellungen von Roma in ihren Werken verhalfen ihnen zu einem Platz in der großen Bohème-Ausstellung im Pariser Grand Palais. Allerdings ist die damit hergestellte Verbindung zwischen den Roma und der künstlerischen Bohème höchst fragwürdig. Der genaue Blick auf die Bamboccianti zeigt, wie komplex die Beziehungen zwischen den Roma in der Kunst und in der (vor-)bohémischen Kunst sind. Die behauptete Affinität des Künstlers zu den Roma sollte sorgfältig überprüft werden.